Jiri Valoch 2011 - Toni Scheubeck, Bildhauer und Zeichner

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Jiri Valoch 2011

Texte


Rezension Ausstellung Toni Scheubeck:
Sculptura - Natura
in: ATELIER Nr. 4 / 24.02.2011 (Fortnightly Journal Of Contemporary Art, Praha)


Die Begegnung mit der Arbeit von Toni Scheubeck (geb. 1948) hat in mir echte Begeisterung geweckt. Er studierte an der Münchner Akademie in einer Zeit, in der ihn die Strenge der Monochromie als kreativer Prozess einnahm. Seit 1978 lockte ihn immer mehr die Umwandlung neuer konzeptioneller Probleme in eine technologisch schwierige Sprache - die Bildhauerei.
In Pilsen ist es jetzt gelungen, einen repräsentativen Überblick über seine Arbeit mittels einer Auswahl seiner bedeutendsten Werke vorzubereiten. Der erste Kellerraum ist einer Kollektion liegender Skulpturen gewidmet, meist aus Basalt, in denen er eines seiner Schlüsselthemen veranschaulicht: die Entdeckung einer bestimmten geometrischen Form, indem die oberste Schicht des gewählten Materials abgehauen wird - zum Beispiel ist Diptychon Doppel (für Blinky Palermo), 2005, eine Homage an einen der radikalsten Innovatoren in der europäischen reduktiven Kunst der 60er Jahre. Nur zwei Schattierungen von Basalt, schwarz und hell, bilden durch das Abhauen die Paraphrase einer Minimalform der "transkribierten" Handschrift des Bildhauers. Ebenso wird der nächste Raum dominiert von "Weg nach Passau" (1996), gewöhnliche Pflastersteine, in denen der Künstler durch allmähliches Abschleifen versteckte schwarze Formen "entdeckt". Darin ist seine Interaktion einzigartig - er weiß, dass mit der Zeit ein andersfarbiges, in diesem Fall schwarzes, Element erscheint - aber finden muss er es durch allmähliches Entfernen von Material, und ein gewisses Maß an Unsicherheit ist im Schaffensprozess ebenfalls vorhanden. Aber sobald sie auftritt, schafft er daraus eine ergänzende schwarze Form.
Alles spielt sich nur durch das allmähliche Entfernen von Material ab. Es ist ein Konzept, das man leicht verbalisieren kann, aber der bildhauerische Ansatz macht es einzigartig, sowohl in der Intention als auch in der Umsetzung. Auch in den Paraphrasen eines Zen-Gartens (2003) umgibt der den von Material her andersartigen Kern mit schrittweise größer werdenden Kreisen…Sein weiteres großes Thema ist ebenfalls für die bildhauerische Ausdrucksweise fast unmöglich - ich denke dass François Morellet als erster darauf hingewiesen hat, dass die Verwandlung der gewählten Form, indem der Betrachter seine Position wechselt, Kommunikationsmöglichkeiten eröffnet. Der in den Kellerräumen gezeigte Teil der Ausstellung endet mit schwarzen Granitwürfeln mit den Bezeichnungen "Das ist kein Quadrat", "Das ist keine Spirale" usw. (2010), mit deutlichem Verweis auf das legendäre Bild einer gemalten Pfeife von René Magritte mit der Bezeichnung Ceci n'est pas une pipe - Dies ist keine Pfeife. Scheubeck bildet schöne Würfel, in denen dieses semantische Paradoxon mittels geometrischer Formen und Veränderungen des Ortes der Wahrnehmung Gestalt annimmt. Beziehungen sind das Hauptthema dieses Künstlers, zum Beispiel in so schönen Solitairen wie den Installationen von morphologisch reichen Haselnusszweigen, die dann "umgeschrieben" wurden durch das schrittweise Biegen einer langen Metallstange oder das Vermischen des oberen und unteren Teiles eines Stückes Stein und eines Stückes eines Holzstammes. Diese hervorragende Auswahl von Skulpturen wird durch ebenso qualitative, ebenso beziehungsreich motivierte Zeichnungen bereichert. In der Gruppe Rotationen (2006) verwendet der Künstler eine einfache Kartonmaske - ein Quadrat oder Oval - und durch mehrfache Wiederholung schafft er eine komplexe repetitive Struktur, darüber hinaus ist als weitere konzeptionelle Beziehung eine Zeichnung dargestellt und unter ihr eine aufgeklebte Schablone. Ausgesprochen faszinierend sind die leeren Vierecke, die einmal von Menschenhand gezeichnete Konturen und dann wieder durch Stacheldraht oder das Fragment eines Labyrinths begrenzt sind. In diesen neuesten Arbeiten aus dem Zyklus "Tesagramme" (der Name ist von der Marke des Klebebandes abgeleitet) - entstehen durch Abkleben  verschiedene Gebilde, angefangen beim Viereck. Ich bin überzeugt dass die Arbeit von Toni Scheubeck eine echte Entdeckung für unsere heimische Szene ist.

Jiri Valoch

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